Wie man ARTR Vietnamesen zum Laufen bringt und was man schon vor dem Kauf wissen sollte, um sehr teure Fehler zu vermeiden.

Neue Runabouts mit Holzspantrümpfen oder wie man Vietnamesen das Schnellfahren beibringt
Für Liebhaber von schnellaufenden Holz-Scale-Schiffen gibt es seit kurzem fertig in Holz gebaute Runabouts in sehr schönem Finish mit allerdings undurchdachten Einbaumaßen für die Antriebstechnik. Die Preise sind sehr günstig und immer noch billiger als „Halbjogurtbecher“, also als geschummelte GFK- Holzbeplankungsvarianten, denen man ihre Jogurtbecherherkunft halt immer ansehen wird, welche aber eben leichter sind.

Dieser Artikel soll Interessenten unter Euch, die nicht monatelang mit Spantenrumpfbau und Lackierung beschäftigt sein wollen (also so wie der Verfasser an die Sache herangehen) unverbindliche Hilfestellung dabei leisten, endlose und endlos teure Ausstattungsplanungs- und Ausstattungsexperimente zu vermeiden, und trotzdem originalgetreu hohe Fahrleistungen zu erreichen, ohne in die 1.500.- Euro- Systempreiskategorie zu rutschen und das alles bei der Wertigkeit eines echten Holzschiffes.

Nun mag man sich fragen, warum bei ARTR- Schiffen solche Experimente überhaupt notwendig waren: Sie sind es deshalb, weil:
- Diese Schiffe sehr schwer sind, was sie von beplankten GFK- (wie Gundert) oder Resin- Schiffen (wie Amati) unterscheidet, und daher mit den werksseitig vorgeschlagenen, billigen Untermotorisierungen „Speed 700“ nicht richtig gleiten, sondern wegen Untermotorisierung im Zusammenwirken mit ihrer Rumpfform ihr Deck duschen, was nicht nur keinen Spaß macht, sondern zu modellgefährdender Funktionsstörung durch Wassereintritt führen kann ;
- Diese Schiffe unglaublich wenig Platz zum Einbau des Antriebes und für Akkus aufweisen;
- Ohne Wasserkühlung (Motor und Regler) die miserable Wärmeableitung der Rümpfe jenseits von Verdrängerfahrt zu totaler Überhitzung führt


Dem Verfasser bekannte, am Markt verfügbare Modelle und deren sinnvolle, herstellerempfehlungsabweichende Ausstattung

1. Vietnam- 80 cm Runabout mit geschlossenem Holzdeck – Modell RIVA (vertreibt REM Richard Etter unter der Bezeichnung „Riviera 80“) – siehe Foto „Riviera“
- Vergessen kann man die empfohlene Motorisierung und den Prop
- Es finden maximal 2x8,4 Volt Akkus links und rechts Platz
- Nach einigen Experimenten kam ich daher auf folgende Antriebsausstattung: Graupner Speed 700 Neodym Motor (der nimmt sich immer annähernd 18 Volt, egal, was man ihm gibt) mit Wasserkühlung und Robbe 570 Regler wassergekühlt 70 Ah nur vorwärts. Andere Regler würde ich eher vergessen, da eine Volt- Belastbarkeit von unter 19V des Reglers auch dann zum Cut-Off führt, wenn die akkus weniger Volt haben, der Motor ist voltgierig. Der beiligende Prop gehört weg und durch einen mit 1,4 Steigung und 33 mm ersetzt, den man allerdings hinten an der Nabe abschleifen muß (Der Originalprop ist Mist, aber Mist mit Kurznabe und der Austausch durch einen europäische Standardrennschraube geht erst nach Abschleifen der Nabe), immer hin hat die eingebaute Welle ein M4- Gewinde.
- Fahrleistung wie empfohlen: 36 KmH, schnelle Gleitfahrt, keine Probleme
Systempreis: Antrieb: Motor 50.-; Regler 90.-; Akkus NiMH 3,3 Ah 2x 7,2 Volt plus (aus Platzgründen) 2 Stück Conrad Zusatzzellen à 1,2 Volt, zus. 60.-; Schiff 180.-; Fernsteuerung Jamara Compa X 4+1 FM mit rastendem Gasknüppel und Qualitätsservo 70.-; Summe daher 470.- mit Kleinmaterial

2. Vietnam- 92 Cm Runabout mit Heckkajüte- Modell CHRIS CRAFT (vertreibt REM Richard Etter unter der Bezeichnung „Venice“) – siehe Foto „Venice“
wie unter 1.), abweichend jedoch:
- Nach einigen Experimenten kam ich daher auf folgende Antriebsausstattung: Graupner Inline 700 M (6539) Brushless mit Wasserkühlung und Graupner Compact Control 50 Regler bis 80 Ah nur vorwärts mit nachgerüsteter Wasserkühlung. Ein Speed 700, selbst der Neodym ist einfach zu wenig, für einen Pletti reicht die Wärmeabfuhr nicht, für einen Speed 820 Race reicht der Platz nicht sinnvoll....
- Fahrleistung wie empfohlen: 38 KmH, schnelle Gleitfahrt, keine Probleme
Systempreis: Antrieb: Motor 130.-; Regler 120.-; Akkus NiMH 3,3 Ah 2x 7,2 Volt plus (aus Platzgründen) 4 Stück Conrad Zusatzzellen à 1,2 Volt, zus. 72.-; Schiff 250.-; Fernsteuerung Graupner X-408 4K FM mit rastendem Gasknüppel und Qualitätsservo 80.-; Summe daher 680.- mit Kleinmaterial
Für die beim gleichen Vertrieb erhältliche Monaco mit 100 Cm Länge gilt die gleiche unverbindliche Ausstattungsempfehlung, das Schiff kostet um ca. 50.- mehr

3. Vietnam - 85 cm Runabout mit Heckliege und 2 Wellen - Modell Riva Aquarama (vertreibt Vietnamese direkt, sehr schönes Modell mit Echtlederausstattung) – siehe Foto „Venice“
wie unter 1.) jedoch viel schlimmere Probleme, da null Platz:
- Nach einigen Experimenten kam ich daher auf folgende Antriebsausstattung: 2x Graupner Inline 600 M12V (6534) Brushless mit Wasserkühlung und 2x Graupner Compact Control 50 Regler bis 80 Ah nur vorwärts mit nachgerüsteter Wasserkühlung, synchron an einem Kanal. Schon für den anderen Inline 600 mit größerem Durchmesser reicht der Platz nicht....
- Fahrleistung wie empfohlen: 40 KmH, schnelle Gleitfahrt, keine Probleme
Systempreis: Antrieb: Motoren 2x 90.-; Regler 2x 120.-; Akkus NiMH 3,9 Ah 2x 6 Volt inline zus. 12 Volt (aus Platzgründen) 70.-; Schiff 150.- plus Versand 90.-; Fernsteuerung Graupner X-408 4K FM mit rastendem Gasknüppel und Qualitätsservo 80.-; Summe daher 850.- mit Kleinmaterial

Mehr Geld ausgeben bringt kaum was und wer weniger Geld ausgeben will, sollte es lieber lassen, denn auch die Originale dieser Schiffe sind sehr stark motorisiert und keine Halbgleiter.
Wer weniger Geld ausgeben will findet bei Schweighofer ein Classic Runabout (von Proboat mit beplanktem GFK Rumpf) – siehe Foto „Classic Runabout“, das RTR geliefert wird und mit einer Zusatzzelle (also mit 8,4 Volt – mehr verträgt der Regler nicht) ganz gut fährt und damit etwa 350.- Euro Systempreis kostet. Das ist aber kein Holzboot, sondern ein gut gemachter „Halbjogurtbecher“, zumindest im Gegensatz zu den anderen „Halbjogurtbechern“ am Markt ist es nicht im Verhältnis zur Wertigkeit überteuert.

Euer Christian Vartian
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